Keine Bio-Reglementierung auf Volksfesten

„Initiative ist realitätsfern!“ - Bayerischer Marktkaufleute- und Schaustellerverband positioniert sich dagegen

08.05.2023
Jürgen Wild vom Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute (l.) und Andreas Pfeffer (r.), Vizepräsidenten des Bundesverbands der Schausteller, trafen sich mit MdL Norbert Dünkel (m.) im Landtag zum Gespräch. Foto: BSM
Jürgen Wild vom Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute (l.) und Andreas Pfeffer (r.), Vizepräsidenten des Bundesverbands der Schausteller, trafen sich mit MdL Norbert Dünkel (m.) im Landtag zum Gespräch. Foto: BSM

Bio liegt im Trend und erreicht auch die Volksfeste in Bayern. Die Initiative "Faire Wiesn", die unter anderem vom Bund Naturschutz unterstützt wird, setzt sich dafür ein, dass bis 2035 alle auf dem Oktoberfest angebotenen Lebensmittel und Betriebe das Bio-Zertifikat tragen müssen. Im vergangenen Jahr wurde bereits ein Forderungskatalog an den Münchner Stadtrat übergeben. Pfaffenhofen hat bereits einen Stadtratsbeschluss zu einem 100-igen Bio Volksfest. Der Bundesverband sowie der Bayerische Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller spricht sich nun klar gegen die Bestrebungen reiner Bio-Volksfeste aus und hofft dabei auf Unterstützung aus dem Landtag. Nicht nur die Wiesn werde so unbezahlbar, ist eines der Argumente, welche nun in einem Fachgespräch mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Norbert Dünkel, Mitglied im Ausschuss für Innere Sicherheit, vorgetragen wurden. 

Andreas Pfeffer, Vizepräsidenten des Bundesverbands der Schausteller und Marktkaufleute, sowie Jürgen Wild vom Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller erklärten dem Abgeordneten, dass sie grundsätzlich nicht gegen Bio-Lebensmittel seien. Diese anzubieten müsse aber die freie Entscheidung der Marktkaufleute, Schausteller und Festwirte sein und dürfe nicht von oben verordnet werden. Zumal es in der Praxis mit vielen Problemen verbunden sei, für die es momentan keine zufriedenstellenden Lösungen gibt. Neben den erheblich höheren Kosten z.B. durch Zertifizierungen bei den Zulieferern und bei den Festbetrieben, die an die Besucher der Volksfeste weitergegeben werden müssen und dazu führen könnten, dass sich immer weniger Menschen den Volksfestbesuch leisten können, befürchten die Marktkaufleute und Schausteller auch eine Benachteiligung regionaler Landwirte. Auch sind die Waren in  der verlangten BIO-Qualität nicht ausreichend vorhanden.

Bio ist nicht alles  

Jürgen Wild machte deutlich, dass ihm vor allem daran gelegen sei, die regionale Landwirtschaft von solchen Festen profitieren zu lassen. Eine strikte Forderung nach einhundert Prozent Bio führe jedoch dazu, dass viele Landwirte, regionale Bäcker, Brauer und Metzger von Veranstaltungen dieser Art künftig ausgeschlossen werden. Dabei bieten sie oft nicht weniger gute Produkte an. Viele kleine Betriebe scheuen kosten- und zeitintensive Bio-Zertifizierungen, bauen aber trotzdem oft naturnah und nach ökologischen Prinzipien an. Ob Sozialstandards und faire Arbeitsbedingungen eingehalten werden, lässt sich am weitverbreiteten EU-Bio-Siegel ohnehin nicht ablesen, so Wild. Mit regional produzierten Lebensmitteln kaufe der Verbraucher dagegen in aller Regel fair ein und könne sich darauf verlassen, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Durch in der Region angebaute und konsumierte Lebensmittel entstünden zudem kürzere Transportwege, was mit einem verminderten CO2-Ausstoß verbunden sei.

Einen weiteren Gesichtspunkt erläutert Andreas Pfeffer. Die Einführung eines BIO-Zwangs als Ausschluss Kriterium bei den Zulassungen sowie die Festlegung von Preisobergrenzen sieht der Bundesverband im Sinne unserer Mitglieder als juristisch äußerst bedenklich an und lehnen diesen unzulässigen Eingriff in den Bewerbebetrieb ab.

Freie Entscheidung der Bürger

Die Argumente der Marktkaufleute und Schausteller kann MdL Norbert Dünnkel sehr gut nachvollziehen. Im Gespräch machte er deshalb deutlich, dass er sich mit der CSU-Fraktion im Landtag auch künftig klar gegen eine staatliche Bevormundung aussprechen wird: „Ich bin sicher, der Bio-Anbau wird bei den Volksfestgästen zukünftig ein festes Segment sein. Es wird aber auch Volksfestbesucher geben, die konventionelle und insbesondere regionale Produkte aus der Landwirtschaft bevorzugen werden. Einen staatlichen Zwang alleine fürs Bio-Produkt lehne ich daher ab. Unsere Bevölkerung und die Schaustellerbetriebe gehen bereits bisher verantwortungsvoll, kritisch und qualitätsbewusst mit dem Thema um“, so der Abgeordnete.